Klar geht das in Fairlight. Die Frage die sich dabei aber schnell stellt, ist nicht, wie routet man einzelne Kanäle wo hin (das ist einfach und schnell im Handbuch nachzulesen), sondern vielmehr, in welchem Mischungsverhältnis dann zueinander und wie hört man das Ganze während der Bearbeitung ab, um zum korrekten Ergebnis zu kommen?
Oftmals ist eine 5.1 Mischung ein höchst synthetisches Produkt, sehr selten durch eine 1:1 räumliche Mikrofonierung erreicht. Und wenn es um reine "Atmo" geht, die einen gewissen Raum darstellen soll, dann spielt doch selten Synchronität eine Rolle. Definierte Töne, FX etc, sind oftmals monoreal aufgezeichnet und werden dann im Raum positioniert, ggf auch dynamisch im Raum bewegt. Das lässt sich alles in Fairlight realisieren, muss aber entsprechend auch abgehört werden können. Dort können tatsächlich visuell Töne im 3D-Raum positioniert und verschoben werden, entsprechend höre ich es auch so direkt über die 5.1 Monitore. Da gibt es Hilfsmittel, zum Beispiel auch Tracking-Funktionen, um Töne an bestimmte Bildinhalte zu koppeln etc.
Zur Hilfe, wo überhaupt welche Töne erwartet werden bei einer korrekten 5.1 (Kino)Mischung, vielleicht mal eine einfache, auf keinen Fall Anspruch auf Vollständigkeit erhebende, Einordnung: Das Bild ist vorn, da "spielt die Musik". Die Atmo kommt links und rechts raus, und eine geringe Mischung dessen drückt auch über den Center. Dialog kommt ausschliesslich monoral aus dem Center. Nur in wenigen dramaturgischen Ausnahmen werden solche Töne positioniert, also drücken auch mal in den linken bzw rechten Kanal. Dadurch ist eine erhöhte Sprachverständlichkeit garantiert, durch den exklusiven Center für Dialog, und die Mischung der Atmo kann lauter gefahren werden als bei herkömmlichen Stereomischungen, da diskret und weniger Vermischung der Links, Center, Rechts vorkommt.
Die beiden hinteren Kanäle sind zwar technisch vollwertige Kanäle ohne Bandbreitenbeschränkung, dennoch werden diese behutsam eher als Effektkanäle genutzt, um dann durch raffinierte Positionswechsel dramaturgisch zu überzeugen. Sonst eher leiser im Pegel, aber selten stumm. Wie schon gesagt, vorn spielt die Musik.
Wo wir gerade dabei sind, Musik. Selten hat man da Zugriff auf eine räumliche Fassung, auch hier je nach Dramaturgie verschieden genutzt: Ein Autoradio – je nach Kameraeinstellung (im Auto, vorbeifahrendes Auto mit geöffnetem Fenster, etc) – kann Stereo, monoral, monoral aber als Punktquelle positioniert und ggf bewegt, oder auch räumlich funktionieren. Und zur Untermalung wird man ebenfalls eine räumliche Fassung bevorzugen, wofür es Werkzeuge und auch zusätzliche, kostenpflichtige Plugins gibt, also zum Erstellen einer räumlichen Version aus einer bestehenden Stereomischung. Ist tatsächlich nicht trivial, denn einfach die vorderen Stereokanäle etwas leiser nach hinten zu drücken, kann fiese Auslöschungen, Phasen-Sauereien bescheren. Und dann gibt es bei 5.1 eben noch den LFE – Low Frequency Effects. Dabei steht die "1" in 5.1 nicht etwa für "einen" zusätzlichen Kanal neben den fünf anderen, sondern es steht für "0,1", in englischer Schreibweise eben "0.1". Und diese "null Komma eins" (Bezug sind die fünf jeweiligen Vollkanäle) sind eben nur ein Zehntel der Bandbreite eines normalen Vollkanals. Also ein frequenzreduzierter Effektkanal, der ab und zu, eher selten, mal "bullern" darf. Auch dafür gibt es in Fairlight Werkzeuge, um aus anderen Kanälen diese Informationen auszulesen und gezielt diesem Kanal zuzuführen.